Von der Liebe und anderen Dämonen

Cartagena zur Zeit der spanischen Vizekönige. Die Stadt, einst Hauptumschlagsplatz für den Sklavenhandel in der Neuen Welt, hat ihre Blütezeit im ausgehenden 18. Jahrhundert schon hinter sich. Die unterschiedlichen geistigen Strömungen der Zeit lösen bei den Menschen Unruhe aus, die Gabriel García Márquez in diesem neuen ungewöhnlichen Roman am Schicksal seiner Helden darstellt.Sierva María de Todos los Angeles, einzige Tochter des Marqués de Casalduero, wächst unter den schwarzen Sklaven des Hauses auf und ist deren Vorstellungen und Göttern näher als dem Katholizismus ihrer Vorfahren. Auf ihre Familie wirkt sie fremd und unheimlich. Als das Mädchen von einem tollwütigen Hund gebissen wird, unterwirft der Marqués die Tochter, obwohl sie keinerlei Symptome der schauerlichen Krankheit zeigt, den Prozeduren der damaligen Heil- und Hexenkünste. Und Sierva María wehrt sich, eigenwillig, verzweifelt, panisch. Auf Drängen des Bischofs wird die völlig Verstörte ins Kloster zu den Klarissinnen gebracht, um ihr die Dämonen auszutreiben.Ausgerechnet Pater Cayetano Delaure, rechte Hand des Bischofs und mit Sierva Marías Überwachung betraut, hat bald Zweifel an ihrer Besessenheit, aber auch an der eigenen Mission und seiner Standhaftigkeit im Glauben. Er erkennt, daß er, der 36jährige, die gerade erblühte Zwölfjährige liebt. Mit Gedichten gewinnt er sie für sich, und da er darauf baut, die Geliebte einst in Ehren heiraten zu können, fliehen sie nicht. Das Festhalten an den überkommenen Normen wird beiden zum Verhängnis.In einer kunstvollen und bilderreichen Sprache, die den Leser sofort in Bann schlägt, erzählt Gabriel García Márquez diese zauberhafte Geschichte über irdische, himmlische und geistige Leidenschaften.